Der Konsum steigt und steigt

Carla Rebecca Lüps studiert Umweltorientierte Logistik an der Hochschule für Technik in Stuttgart. Ein Gespräch über digitale Umweltsünden, die Verantwortung der Verbraucher und welche Fragen sich Unternehmen stellen sollten, um nachhaltiger zu wirtschaften.

Macht uns Netflix-Gucken zu Umweltsündern?
Das würde ich so verneinen, es kommt allerdings schon darauf an, wie viel gestreamt wird. Auf der einen Seite kaufen wir jetzt kaum DVDs mehr und damit fällt der Materialverbrauch weg. Das ist durchaus positiv. Problematisch ist allerdings, dass immer mehr geschaut wird – und der Konsum auch weiter steigt. Je mehr konsumiert wird, umso schlechter ist es für die Umwelt. 

Also doch besser seltener digital Fernsehen.
Oder einfach in geringer Qualität.  Wer ein  Youtube-Video auf dem Handy anschaut, kann zum Beispiel einfach die Auflösung verringern. Auch beim Streaming ist die Frage, ob es immer die höchste Qualität sein muss.  Bei Youtube einfach mal das Autoplay ausschalten, hilft auch. Damit verringert man den Datendurchsatz und das tut der Umwelt gut. 

Was ist denn überhaupt schädlich daran? 
Unsere ganzen digitalen Endgeräte müssen ja erst einmal produziert werden, hängen dann am Strom und setzen durch unser Streaming Daten frei, die verarbeitet werden müssen. Dieser stetig steigende Datendurchsatz wird in Rechenzentren verarbeitet, die eine Menge Strom verbrauchen. Durch den aktuellen Strommix wird dabei CO2 freigesetzt, das der Umwelt schadet.

Als Verbraucher können wir also die Auflösung verringern, was sollen Unternehmen tun? 
Niemand kann sich dem Megatrend Digitalisierung entziehen – auch die Unternehmen nicht. Es geht also nicht um die Frage, ob sie die Digitalisierung für sich nutzen, sondern wie. Da können die Unternehmen ansetzen, beispielsweise wenn es um das Design ihrer Produkte geht. Bei digitalen Endgeräten, wie Smartphones, sollte der Energieverbrauch während der Nutzungsdauer im Blick behalten werden, genauso wie die Ressourcen und auch, woher sie kommen, und ob sie recycelt werden können. Das sind wichtige Fragen, die sich Unternehmen stellen müssen. Auch die, die keine Hardware produzieren, sie aber nutzen, können sich immer wieder die Frage stellen: Häufen wir die Hardware nur an, oder nutzen wir sie wirklich? Ein wichtige Rolle spielt auch die Software, die dafür sorgt, dass Hardware auch lange nutzbar bleibt – oder eben nicht. Wenn Unternehmen sich diese Fragen stellen, können sie damit schon viel bewegen. 

Braucht es gesetzliche Regelungen? Oder reicht es, an die Unternehmen zu appellieren und auf Freiwilligkeit zu setzen? 
Ich denke, Freiwilligkeit allein reicht nicht aus. Es gibt zwar schon viele Unternehmen, die sich bemühen und die auch schon eine Gewichtung vornehmen und sich damit auseinandersetzen, aber gerade in den Bereichen Digitalisierung und Nachhaltigkeit ist es wichtig, Vorgaben zu machen. Denn der Trend zeigt, dass unser Konsum nicht sinkt, sondern steigt und steigt. Daher ist es wichtig, politische Leitplanken zu setzen.

Von Carla Rebecca Lüps und Florian Hammes lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von Industrie 4.0 Management:  Digitalisierung nachhaltig gestalten.